Das gut versteckte Arthouse-Kino im weltberühmten Kunstzentrum Alte Baumwollspinnerei.

TOUCHED (isl., grie., engl. OmU)

Regie: Claudia Rorarius

133 min / ab 16 Jahren

Fast ein Kammerspiel ist „Touched“, die Welt scheint meist nur aus zwei Menschen zu bestehen: Der jungen, unerfahrenen und übergewichtigen Krankenschwester Maria (Isold Halldórudóttir) und ihrem querschnittsgelähmten Patienten Alex (Stavros Zafeiris). Anfangs erklärt eine andere Schwester Maria noch, was sie zu tun hat, danach ist sie weitestgehend auf sich allein gestellt, hilft Alex beim Essen, beim Schwimmen, beim Urinieren. Unweigerlich entsteht Nähe, Berührungen sind zwangsläufig, im Schwimmbecken, im Bett. Immer wieder wirkt „Touched“ wie eine Kunstinstallation und weniger wie ein Spielfilm, im fast quadratischen 4:3-Format zeigt Claudia Rorarius, die an der für künstlerisch ambitionierte Projekte bekannte Kunsthochschule für Medien in Köln studiert hat, ihre Protagonisten, ihre Figuren. Beide Akteure stehen zum ersten Mal vor der Kamera und spielen in gewisser Weise Variationen ihrer selbst: Das isländische Plus-Size Model Isold Halldórudóttir ist auch Aktivistin der Body Positivity Bewegung, während der Grieche Stavros Zafeiris seit einem Motorradunfall selbst im Rollstuhl sitzt.

ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN (österr. OmU)

Regie: Josef Hader

94 min / ab 6 Jahren

Andrea, eine Polizistin in der niederösterreichischen Provinz, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in St. Pölten eine neue Stelle als Kriminalinspektorin beginnen. Nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann betrunken vors Auto. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Dann erlebt sie mit Erstaunen, wie jemand anderer ihre Schuld bereitwillig auf sich nimmt: Franz, ein Religionslehrer und trockener Alkoholiker, hält sich für den Täter und wird auch von allen anderen im Dorf dafür gehalten. Während Franz wieder zu trinken beginnt und zielsicher seinem Untergang entgegen taumelt, bemüht Andrea sich, ihre Spuren zu verwischen. Mit seiner zweiten Regiearbeit beweist Ausnahmetalent Josef Hader (WILDE MAUS, VOR DER MORGENRÖTE) erneut, dass das Tragikomische die beste Abbildung dessen ist, was man Leben nennt. In ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN, für das Hader zusammen mit Florian Kloibhofer auch das Drehbuch verfasste, erzählt er von unverwirklichten Träumen, verpasstem Glück und schicksalhaften Begegnungen – eine scharfsinnig beobachtende Analyse einer Dorfgesellschaft und ein Plädoyer gegen jede Landlebensehnsucht.

EUREKA (engl./ portug./ dakota OmU)

Regie: Lisandro Alonso

147 min / ab 12 Jahren

Sadie hat genug von dem trostlosen Alltag im Pine Ridge Reservat in South Dakota. Zwischen mies bezahlten Jobs, sich prügelnden Männern und alten schwarz-weiß Western im Fernsehen, die sie in keiner Form repräsentieren, fehlt ihr jegliche Perspektive. Sie beschließt, eine mystische Reise anzutreten: ein magischer Trank ihres Großvaters hilft ihr, sich von ihrem Körper zu befreien und durch Raum und Zeit zu fliegen. Lisandro Alonso, experimentierfreudiger Meister des argentinischen Kinos, nimmt uns in seinem starbesetzten neuen Film mit auf einen Trip durch die Jahrhunderte, zwischen Mexiko, Brasilien und den USA, zwischen Traum und Mythos, zwischen Western und postkolonialer Fabel.

THE ZONE OF INTEREST (dt. Fassung und dt. Fassung mit engl. UT)

Regie: Jonathan Glazer

105 min / ab 12 Jahren

Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Glazer (UNDER THE SKIN – TÖDLICHE VERFÜHRUNG, THE FALL) ließ sich für den Film von dem gleichnamigen Buch des verstorbenen Autoren Martin Amis inspirieren. Sein in deutscher Sprache gedrehter Film beleuchtet die Schrecken des Holocaust aus der Perspektive von Rudolf und Hedwig Höß, dem Kommandanten von Auschwitz und seiner Familie, die in ihrem Bilderbuchheim Mauer an Mauer mit dem Vernichtungslager ein äußerst privilegiertes Leben führen.